Als wir mit unserem Pudel auf dem eingeschneiten Rodersberg oberhalb von Bayreuth spazierten, überraschte uns am Wegrand eine Schrifttafel mit Worten des Dichters Jean Paul, wie wir lesen konnten. Der Titel lautet »Science Fiction – Im Jahre 100 000« und es ist ein Zitat aus »Die wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht (1801)«. Ein wenig schwer zu lesen, so viele Nebensätze. Aber die kurze Geschichte zog uns tief hinein. Am Ende mussten wir sogar mit Tränen kämpfen, so nahe ging uns das Ganze. Da schrieb jemand etwas vor über zweihundert Jahren, das heute unser Herz so rührt? Ja, mehr. Viel mehr als nur »rühren«. Das ist alles viel mehr.
Es ist die Stationstafel 107 von 161 Tafeln des über 200 km langen Jean-Paul-Weges. Sie allein hat bewirkt, dass wir den ganzen Weg erwandern wollten. Wir wollten alles über diesen Dichter und sein Werk erfahren.
So sind wir ihm »schleichend« nachgekommen, genau wie es Ludwig Börne in seiner Denkrede für Jean Paul als Wunsch an uns Heutige formulierte: … Wir wollen trauern um ihn, den wir verloren, und um die andern, die ihn nicht verloren. Nicht allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, da wird er allen geboren, und alle werden ihn beweinen. Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme. …
Vorweg sei gesagt, der Weg ist wunderschön, und wir wurden immer mehr selbst ein bisschen »Jean Paul«, wie alle, die ihn lieben. Wir sahen seine Welt. Und unsere Welt neu. Wenigstens ein wenig. Auf jeden Fall dank unseres Pudels, genannt Fidel, und Jean Pauls grenzenlosen Horizonten.